Sprachcafé

07.10.2020

Seit Sommer 2015 findet in den Räumlichkeiten der Dompfarre 14-tägig ein Sprachcafé statt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen stammen aus verschiedenen Ländern und haben bei uns in Linz ihr neues Zuhause gefunden.

Sprachcafé

Mehr als 20 Mitglieder der Dompfarre beteiligen sich ehrenamtlich an der Vorbereitung und Durchführung des Sprachcafes, um Flüchtlinge bei uns willkommen zu heißen, mit ihnen in entspannter Atmosphäre ihre Sprachkenntnisse zu üben und die Kommunikation zu verbessern. Ein besonderer Dank gilt der Konditorei Jindrak, die das Sprachcafe mit Kuchen des Tages unterstützt. Es entstanden zwischen den Beteiligten auch Kontakte und Vernetzungen über das Deutschreden hinaus, ein Stück Menschlichkeit hat sich verwirklicht.
 

Einzelbegleitungen

Aus dem Sprachcafe heraus haben sich mehrereEinzelbegleitungen ergeben, in denen ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sich um einzelne Flüchtlinge bzw. Familien besonders kümmern. Stellvertretend für diese Einzelkontakte soll hier die Betreuung von Ainullah Jafari durch Inge Öttl in der Dompfarre portraitiert werden:

Ainnullah (24) kam im Oktober 2015 mit vier Familienmitgliedern aus Afghanistan über den Iran nach Linz.

Im Februar 2016 besuchte er auf Empfehlung einer früheren Lehrerin das erste Mal das Sprachcafe in unserer Pfarre. „Ich schicke dir einen besonders begabten, motivierten und liebenswerten jungen Mann“, meinte sie zu mir. Schon beim ersten Gespräch fiel er mir durch seine unglaubliche Lern- und Sprechfreude auf.

 

Guter Erfolg

Noch im selben Jahr legte er die A1 und A2 Prüfungen mit gutem Erfolg ab. Für die B1 Prüfung lernte ich mit ihm mehrmals pro Woche im Pfarrcafe. Sein Eifer überraschte mich immer wieder. Im Juli 2017 absolvierte er auch diese Prüfung mit gutem Erfolg; im Jänner 2018 wird er schon zu B2 antreten.

Für seine Familie dolmetscht er regelmäßig bei Ärzten und auf Ämtern. Seine höfliche, hilfsbereite und entgegenkommende Art kommt ihm überall zugute.

Bei uns in der Pfarre ist er sehr gerne gesehen. Im Sommer half er mit seinem Vater öfter beim Jäten und Rasenmähen und auch bei den Umbauarbeiten im Dom. Immer, wenn man die beiden um Hilfe bittet, sind sie gerne zur Stelle. Die Mutter ist schon bekannt für ihr köstliches Essen, das Gabi Trawöger und ich schon genießen durften.

Seit Juli 2017 lernt Ainullah zusätzlich mit meiner Begleitung auch Englisch.

So machte sich Ainullah gut vorbereitet auf die Suche nach einer Lehrstelle. Wo immer er mit mir vorstellig wurde – ob beim WIFI, AMS oder bei Firmen -, alle waren von seinen Deutschkenntnissen, seinem Lerneifer und von seiner netten Art beeindruckt. Helfen konnte ihm, dem Asylwerber, bisher dennoch niemand. Wir alle in der Pfarre hoffen weiter auf einen positiven Bescheid.

 

Ainullahs Familie

So wird er ab Jänner 2018 am WIFI den Kurs zum Pflichtschulabschluss besuchen und er hofft, dass ihm dann der Einstieg ins Berufsleben gelingt. Mit ihm hofft das seine Familie, die genauso fleißig und kontaktfreudig ist wie er. Seine Schwester Fatemeh (19) wird im Februar den Pflichtschulabschlusskurs beenden, möchte dann ins Abendgymnasium gehen und anschließend studieren. Die Eltern und der ältere Bruder Mostafa sind genauso motiviert wie die beiden und genauso hilfsbereit. Beispielsweise verlassen sie niemals das Sprachcafe, ohne mit uns alles weggeräumt und gereinigt zu haben.

 

Dankbarkeit

Als pensionierte AHS-Lehrerin ist es für mich eine Freude zu sehen, mit welchem Engagement und mit welcher Offenheit Ainullah mit seiner Familie, die dem Terror und der Verfolgung entkommen konnte, in einer neuen Welt eine neue Heimat und Geborgenheit sucht. Dass ich in meiner Pension eine so bereichernde ehrenamtliche Tätigkeit finden würde, hatte ich nicht erwartet. Die Familie Jafari trägt mit ihrer Offenheit und Liebenswürdigkeit ihren Teil dazu bei, und dafür bin ich ihr sowie dem engagierten Team in der Pfarre dankbar.

 


Dr. Ingeborg Öttl, Dompfarre Linz

 

 


Fotorechte: Dompfarre Linz